In Deutschland haben führende Luftrettungsorganisationen ADAC und DRF jeweils eigene Programme ins Leben gerufen, um gezielt den Pilotennachwuchs zu fördern. Ziel ist es, hochqualifizierte HEMS-Piloten für anspruchsvolle Rettungsmissionen zu generieren. Dabei versprechen weder die Hillsboro Aero Academy in Kooperation mit der ADAC Luftrettung noch die DRF Luftrettung Akademie eine garantierte Anstellung. Der Anspruch beider Programme ist jedoch klar: Nachwuchspilotinnen und -piloten optimal auf die besonderen Anforderungen der Luftrettung vorzubereiten.
1. Kosten
- Hillsboro Aero Academy (inkl. ADAC Mentoring): Gesamtkosten für die komplette Ausbildung einschließlich Lebenshaltungskosten, medizinischer Untersuchungen, Prüfungen, EASA CPL mit ATPL-Theorie und 200 Flugstunden (inklusive CFI) liegen im Durchschnitt zwischen 130.000 USD und 140.000 USD (110.000-120.000 Euro).
- DRF Luftrettung Akademie: Der Komplettpreis liegt bei 130.000 Euro, inklusive Theorie, praktischer Ausbildung, Simulatorstunden, Landesgebühren, Funklizenz (BZF II) sowie medizinischen und technischen Modulen. Lebenshaltungkosten sind hier nicht inbegriffen.
2. Dauer & Flugstunden
- Hillsboro: Rund 18 Monate Vollzeitausbildung in den USA für FAA- und EASA-Lizenzen. Anschließend bis zu 23,5 Monate Arbeitserfahrung in den USA als Fluglehrer, Tourpilot oder im Utility Sektor mit typischerweise 1.200–1.500 Flugstunden.
- DRF Akademie: Etwa 24 Monate Ausbildungsdauer im Blockmodell (ein Monat Unterricht, ein Monat frei). Am Ende stehen rund 135 Flugstunden.
3. Karriereausblick & Einstellungschancen
- Hillsboro – ADAC Programm: Seit Start des Programms wurden 10 Absolventinnen und Absolventen nach ihrer Arbeitsphase in den USA von der ADAC Luftrettung eingestellt, 8 als PICUS auf der H145 und 2 direkt als Kommandanten auf der EC-135. PICUS-Piloten durchlaufen in der Regel innerhalb von 1 bis 3 Jahren das Programm und erreichen dadurch vergleichsweise schnell die Voraussetzungen für eine Kapitänsposition.
- DRF Akademie: Im Jahr 2025 wurden 4 von 8 Absolventinnen und Absolventen direkt übernommen. Die übrigen fünf müssen sich mit rund 135 Flugstunden auf dem europäischen Markt behaupten. Bei der DRF beginnen eingestellte Absolventen ebenfalls als PICUS, allerdings sind die Upgrade-Zeiten oft deutlich länger, da zunächst die hohen internen Voraussetzungen für eine Kapitänsrolle erfüllt werden müssen. Dazu zählen in der Regel mindestens 1.500 Flugstunden und ein EASA-Instrument Rating.
4. Vorteile jeweils
Vorteil | Hillsboro + ADAC Programm | DRF Luftrettung Akademie |
---|---|---|
Internationale Erfahrung | Praxis in den USA, schnelle Flugstundensammlung, Englischtraining | Keine Notwendigkeit zum Umzug, keine Sprachbarriere |
Mentoring & Netzwerk | Direkte Betreuung durch ADAC-Piloten, Workshops, Safety-Briefings | Ausbildung direkt im deutschen System und Rettungsbetrieb |
Lizenzflexibilität | FAA + EASA Lizenz für internationale Einsatzmöglichkeiten | EASA Lizenz für europäischen Markt |
Trainingsmodell | Vollzeit in den USA, intensives fliegerisches Umfeld | Blockmodell mit Unterrichts- und Freimonaten |
Stundenaufbau | 1.000–1.500 Stunden in 2 Jahren nach Lizenzerwerb möglich | 135 Stunden bei Ausbildungsende, langsamer Aufbau als PICUS |
Fazit
Beide Programme verfolgen das Ziel, Nachwuchspiloten für die Luftrettung auszubilden, setzen jedoch unterschiedliche Schwerpunkte. Hillsboro Aero Academy kombiniert internationale Lizenzierung, schnelle Flugstundensammlung und ein enges Mentoring durch aktive ADAC-Piloten, was zu vergleichsweise schnellen Aufstiegsmöglichkeiten bis zur Kapitänsrolle führt. DRF Luftrettung bietet eine Ausbildung im gewohnten deutschen Umfeld, ohne Umzug und ohne Sprachbarrieren, jedoch mit einem deutlich geringeren Stundenumfang zum Ausbildungsende und längerer Aufbauzeit bis zur Kapitänsreife.
Links
ADAC Programm:
https://luftrettung.adac.de/faq
DRF Programm:
https://www.drf-akademie.de/flugbetrieb/pilotenausbildung
Podcast Interviews:
Hier geht es zum Interview von Sascha Richter und Phil Haupt beim Helicopter Podcast:
Und hier geht es zum Interview mit Fabian zur DRF Akademie: